14.01.2021
In der Corona-Pandemie haben viele Bürgerinnen und Bürger ihr Bezahlverhalten angepasst. „Laut einer repräsentativen Bundesbankerhebung im Jahr 2020 haben bei den alltäglichen Ausgaben bargeldlose Zahlungsmittel und insbesondere Karten wesentlich an Bedeutung gewonnen“, sagte Burkhard Balz, das für den bargeldlosen Zahlungsverkehr zuständige Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Von allen erfassten Zahlungen an der Ladenkasse, in der Freizeit, im Onlinehandel und bei weiteren Zahlungsanlässen wurden demnach 30 Prozent mit einer Karte getätigt. In der Zahlungsverhaltensstudie von 2017 lag der Wert noch 9 Prozentpunkte niedriger. Gleichzeitig lag der Anteil der Barzahlungen bei 60 Prozent, nach 74 Prozent vor drei Jahren.
Im stationären Handel einschließlich der Tankstellen und Apotheken wurden der Erhebung zufolge 30 Prozent der Zahlungen mit der girocard erledigt. Bezogen auf den Umsatz fällt der Anteil der girocard mit 48 Prozent noch größer aus. Während kleinere Beträge zumeist noch mit Geldscheinen und Münzen gezahlt wurden, setzen die Befragten ab 20 Euro stärker die Karte ein. Entsprechend wurde Bargeld in 61 Prozent der Transaktionen und mit einem Anteil von nunmehr 38 Prozent am Umsatz an der Ladenkasse eingesetzt.
Das Bezahlen per kontaktloser Karte prägte diese Entwicklung wesentlich und wird immer mehr zur Normalität. 78 Prozent der Befragten, die eine kontaktlose girocard besaßen, nutzten sie zum Bezahlen. Bei der kontaktlosen Kreditkarte waren es zwei Drittel der Befragten. Die Corona-Pandemie beflügelte den Trend. „Mehr als ein Fünftel der Befragten, die kontaktlos bezahlten, probierte dies erstmals während der Corona-Pandemie aus“, erläuterte das Bundesbankvorstandsmitglied Balz. Ungefähr die Hälfte der Befragten begründete dies mit Hinweisen im Laden oder mit der besseren Hygiene. Unter den Befragten stiegen Menschen über 55 Jahre und Frauen häufiger darauf um.
Im Gegensatz zu kontaktlosen Kartenzahlungen sind Zahlungen mit dem Smartphone noch nicht in der Breite der Bevölkerung angekommen. Im Durchschnitt gaben nur 13 Prozent der befragten Smartphonebesitzer an, schon mobil an der Kasse bezahlt zu haben. 70 Prozent der Befragten, die nicht mobil zahlten, hatten keinen Bedarf dafür. Viele empfanden das mobile Bezahlen als zu unsicher oder zu kompliziert. Jüngere Menschen unter 45 Jahre hingegen zeigten sich offener und nutzten das Smartphone bereits häufiger zum Bezahlen als die Befragten im Durchschnitt.
Gleichzeitig bleibt das Girokonto das Rückgrat des Zahlungsverkehrs in Deutschland: 99 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger verfügten über ein Girokonto. Von diesen erledigten 79 Prozent ihre Bankgeschäfte online, davon 76 Prozent über die Webseite und 48 Prozent über die App ihrer Bank. Onlinebanking-Apps von Drittanbietern befinden sich bislang in der Nische.
Hintergrund der Erhebung
Die Bundesbank führt seit 2008 regelmäßig detaillierte Studien zur Verwendung von Zahlungsmitteln durch. Für eine Analyse des Zahlungsverhaltens im Corona-Jahr wurden 5.022 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger im August bis Oktober 2020 einer repräsentativen Stichprobe per Telefon oder Online-Fragebogen befragt. Anschließend führten sie ein ein- oder dreitägiges Tagebuch, in welchem sie ihr Zahlungsverhalten dokumentierten. Anders als in den vergangenen Jahren war diesmal aufgrund der Corona-Pandemie eine Präsenzbefragung nicht möglich. Daher ist die direkte Vergleichbarkeit der Erhebung mit früheren Zahlungsverhaltensstudien möglicherweise eingeschränkt. Die vorliegende Erhebung gibt das aktuelle Bezahlverhalten wieder.